St. Josephkirche, Braunschweig

St. Josephkirche, Braunschweig, II / P / 24

Reinigung, technische Revision, teilweise klangliche Rückführung, Nach- und Neuintonation

 

In der im neogotischen Stil um 1900 erbauten Backsteinkirche St. Joseph in der Braunschweiger Innenstadt befindet sich eine pneumatische Kegelladenorgel der Firma Furtwängler & Hammer aus dem Jahr 1903. Das Instrument erfuhr 1969 eine Umgestaltung, bei der Spieltisch und Röhrchentraktur durch elektrische Bauteile ersetzt wurden. Gleichzeitig wurde in die romantische Disposition eingegriffen und das Klangbild im neobarocken Sinne aufgehellt. Mit der nun anstehenden Arbeit werden die vorhandenen pneumatischen Trakturteile vollständig restauriert und der bauzeitliche Registerbestand sorgfältig konserviert und aufgemessen. Im Sinne der Bauzeit werden die Register „Mixtur“ und „Scharff“ neu konzipiert.

Eine vollständige Rückführung auf den Bauzustand wird nicht angestrebt, da die aktuelle Disposition der Nutzung als Gottesdienstorgel vollauf gerecht wird.

 

Der aktuelle Stand der Arbeiten sieht so aus:

 

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Als erstes sind die Bälgchenleisten demontiert worden, um die Bälgchen einer gründlichen Restaurierung unterziehen zu können bzw. die fehlenden Bälgchen in passender Bauweise zu ergänzen.

 

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Auch die Registeransteuerung erfolgt pneumatisch und muss gründlich bearbeitet werden. Erfreulicherweise lassen sich die Schrauben und Muttern relativ gut lösen. Die notwendigen Sicherungs- und Ergänzungsarbeiten an der Gehäusefront sind bereits abgeschlossen.

 

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Mittlerweile ist das Pfeifenwerk nahezu komplett überholt worden, und die Windladen sind auch schon wieder einsatzbereit.

Im Schwellwerk, das in einem Gewölbebogen des Turms seinen Platz hat, haben wir die offenen Mauerfugen mit Kaschierungen geschlossen und alles geweißt, dass ein heller, krümelfreier Raum entstanden ist.

 

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Im Hauptwerk finden die Pfeifen wieder ihren Platz, wobei eine behutsame Ergänzungen dafür sorgen, dass Stabilität und Aussprachefreiheit gewährleistet ist. Im Pedal werden die Bälgchenleisten parallel zu den Pfeifenstöcken eingebaut. Währenddessen erfahren die 16'-Holzpfeifen des "Violon" eine gründliche Revision.

 

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Da der bisherige Winderzeuger im Turmraum hinter der Orgel starke Abnutzungserscheinungen zeigte, wird ein neuer in der Orgel installiert, was dafür sorgt, dass Motorumgebende Luft und Orgelluft die gleichen klimatischen Werte aufweisen, was für Stabilität der Stimmung und Vermeidung von Schimmelbildung sorgt. Ein neuer Windkanal mit integriertem altem Rollventil sorgt für kurze Windwege. Und was die Stabilität der Stimmung betrifft: Da hatte man früher so eigene Hilfsmittel, wie Funde aus der Orgel belegen.

 

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Das Aufarbeiten des Pfeifenmaterials geht zügig voran, da nur wenige starke Beschädigungen vorliegen. Allerdings sind die Kiefernholzpfeifen stark astig, so dass hunderte von Lederflicken in unterschiedlichen Größen appliziert werden müssen. Der sonore Klang bei der Intonation bestätigt diesen Aufwand. Bei den nichtbauzeitlichen wiederverwendeten Metallpfeifen werden in die Stimmschlitze Brücken gelötet, was den Pfeifen Stabilität gibt und der üblichen Konstruktionsweise der Erbauerfirma entspricht. Zudem fördert dies die Grundtönigkeit der Intonation. Die neuen Pfeifen sind natürlich ebenfalls mit Expressionen versehen. Teilweise müssen abgängige Rastbretter ersetzt werden, wobei Material und Ausführung dem Original entsprechen.

 

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Nach Abschluss der Intonations- und Stimmarbeiten, bei denen eine leicht ungleich schwebende Temperatur realisiert wurde, steht das Instrument termingerecht seit Palmsonntag der Gemeinde wieder zur Verfügung.

Wir wünschen allen Spielenden und Hörenden ein schönes Osterfest und viel Freude an und mit der Musik mit dem neu erstandenen Instrument!

 

 

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