St. Jürgen, Braunschweig-Ölper |
Ev.- luth. St. Jürgenkirche, Braunschweig-Ölper, II / P / 19
Orgelrenovierung und Erweiterung
In der Mitte des 19. Jahrhunderts erbauten Dorfkirche in Ölper im Braunschweiger Nordwesten befindet sich eine Bürger-Orgel aus dem Jahr 1985. Sie enthält Pfeifenmaterial aus der Vorgängerorgel und umgibt sich mit einem ebenfalls 1985 restaurierten und ergänzten Gehäuse, das den Baustil der Kirche – englische Neugotik - aufgreift. Aktuell bedarf das Instrument einer Reinigung und Überholung, zudem wird das im Pedal mit zwei Registern relativ schwach besetzte Instrument durch den Einbau einer Posaune 16‘ klanglich deutlich aufgewertet. Eine weitere klangliche Erweiterung erfährt das Instrument durch den Einbau zweier Zimbelsterne.
Das neue zusätzliche Register „Posaune 16‘“ wird als Fortsetzung der Manualtrompete konstruiert. Dafür wird an der Hauptwerkswindlade, in der auch Pedalkanzellen für zwei Transmissionsregister vorhanden sind, ein Zusatzpfeifenstock platziert. Die Ansteuerung der vorhandenen Pfeifen erfolgt dann als oktavversetzte Transmission, die 12 großen 16‘-Pfeifen werden auf Zusatzwindladen aufgestellt.
Die zwei Zusatzwindladen – eine für die Töne C – E, eine für die Töne F – H - werden als pneumatisch angesteuerte Kegelladen konzipiert. Dies ermöglicht relativ flexible Aufstellung der Windladen in der Orgel und gute Windversorgung. So werden erstmals in unserer Werkstatt Kegelwindladen ganz neu gebaut. Erkenntnisse aus unserer umfangreichen Restaurierungspraxis in diesem Bereich liefern die Grundlage für die gelingende Konstruktion.
Die Prospektpfeifenstöcke sind mit einer etwa 12° steilen Schräge versehen. Dies hat zur Folge, dass sich die Pfeifenfüße einseitig verformt haben; sie sind teilweise aus den Pfeifenkesseln ausgewandert. Um diesen Verformungen zu begegnen, sind auf die Pfeifenstöcke passende Keilklötze gesetzt worden, die den gerichteten Pfeifenfüßen neuen gleichmäßigen Sitz bieten, so dass künftig die Fußlöcher unverändert bleiben. Im Zuge der Renovierungsarbeiten werden die Prospektpfeifen sorgfältig poliert, um das große, das Erscheinungsbild der Orgel maßgeblich prägende Pfeifenfeld wieder strahlend glänzend erscheinen zu lassen.
Die Intonation der Orgel wird beim Einbau der Pfeifen registerweise überprüft und korrigiert, wobei die ruhigen Stimmen ihre Wärme behalten, die Prinzipale hingegen werden etwas geschärft, um die Aussagekraft der Orgel zu verbessern. Als kleine akustische „Praline“ wird das „Salicional 4‘“ des Schwellwerks höher schwebend gestimmt, was reizvolle Klangvarianten ermöglicht. Für festliche Anlässe stehen mit Abschluss der Arbeiten zwei Zimbelsterne zur Verfügung.
Auch wenn die feierliche Orgelweihe am Ostermontag aus gegebenen Umständen ausfallen musste, freuen sich Gemeinde und Orgelbauer gemeinsam über das gelungene Projekt.
|